Europas Daten erfrischend!

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1206 (07.38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1189 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.0810.

Das Thema Brexit bleibt bestimmend:

Der Abverkauf an den Aktienmärkten setzte sich gestern fort. Die Bewertung, die der DAX dabei erfährt, ist ansatzweise grotesk. Das KGV liegt bei circa 12 und liegt damit gut 25% unter dem Mittel der letzten fünf Jahre, während die Dividendenrendite des DAX bei mehr als 3,3% oszilliert. Diese fundamentalen Aspekte sind jedoch in der emotionalisierten Verfassung der Märkte offensichtlich von sekundärer Bedeutung.

Da wenden sich die Investoren lieber den deutschen Bundesanleihen zu.
Gestern wurde Geschichte geschrieben. Die Bundesanleihe mit 10-jähriger Laufzeit markierte erstmalig eine Rendite unterhalb von 0% (Tiefpunkt -0,034%, aktuell +0,005). Hintergrund sind die EZB-Anleihekäufe, geopolitische Unsicherheiten und entscheidend die jüngste Tendenz pro Brexit.

Der Renditeunterschied dieser Anlageklassen von mehr als 3% zu circa 0% fällt derzeit unter viele Tische. Man vertraut der Politik, denn das Zinsniveau ist Folge einer politischen Intervention/Manipulation. Das Thema Überbewertung der Anleihemärkte zu Unterbewertung der Aktienmärkte hat kurzfristig keine Relevanz. Diese Divergenz wird sich jedoch auflösen. Es ist nicht eine Frage des "ob", sondern nur des "wann".

Umso erstaunlicher war die Tatsache, dass die Edelmetalle, die nun wahrlich Währungen ohne Fehl und Tadel sind, nur wenig profitieren konnten. Wurde uns der Abverkauf des Golds nicht mit der Zinswende in den USA seit drei Jahren argumentativ schmackhaft gemacht?

Na, der Markt vergisst halt schnell und ist opportunistisch und natürlich immer frei und nie politisch korrekt (Stilmittel Ironie) … Auch hier stellt sich zunehmend nicht die Frage des "ob", sondern die Frage des "wann".

Heute steht die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve im Fokus. Der Finanzmarkt erwartet keine Zinserhöhung bei der anstehenden Sitzung. Wir sind gespannt auf die Verbalakrobatik.

Fakt ist, dass die konjunkturellen Erwartungshaltungen für das erste Halbjahr nicht erfüllt wurden Fakt ist, dass die strukturellen Begleiterscheinungen auch keine dynamische Konjunkturwende zum Besseren zulassen. Fakt ist, dass das innenpolitische Umfeld in den USA (Trump versus Clinton) Konjunktursorgen, aber nicht Konjunkturzuversicht forcieren kann. Die Frage ist, wie der Offenmarktausschuss die Verbalkarobatik einfärbt, um weiter einen optimistischen Grundton liefern zu können. In diesem Job sind die Erfahrungswerte der Teilnehmer des Offenmarktausschusses fraglos ausgeprägt.

Gestern erhielt die Federal Reserve leichten Rückenwind von der Datenfront. Die US-Einzelhandelsumsätze legten per Berichtsmonat um 0,5% nach zuvor +1,3% im Monatsvergleich zu. Die Prognose lag bei lediglich 0,3%. Der Anstieg der Energiepreise (inflationärer Aspekt) war mit entscheidend. Hier lag die Veränderung zum Vormonat bei +2,1%.

Der Blick auf den Jahresvergleich ernüchtert dennoch. Hier kam es zu einem Rückgang von 3,0% auf 2,5% (nicht inflationsbereinigt!). Um diese Schwächetendenz, fraglos unter Schwankungen eindrücklich zu visualisieren, bedienen wir uns nachfolgenden Charts.

Die US-Lagerbestände legten per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,14% nach zuvor 0,34% zu. Der Absatz legte um 0,9% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz sank von 1,41 auf 1,40 Monatsumsätze und bewegt sich damit weiter auf prekärem Niveau, das bisher nur in Rezessionen vorlag.

Die Eurozone lieferte erneut positive Daten, die zum Teil weit oberhalb der Markterwartungen angesiedelt waren. Diese darin erkennbare Widerstandsfähigkeit bezüglich der Brexit-Risiken & Co. wird von den Märkten übersehen und nicht diskontiert. Das ist durchaus bemerkenswert und wirft im Zweifelsfall Fragen auf.

Die Industrieproduktion der Eurozone verzeichnete per Berichtsmonat April einen Anstieg im Monatsvergleich um sportliche 1,1%. Die Prognose lag bei 0,8%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,8% auf -0,7% revidiert. In der Folge stellte sich der Anstieg im Jahresvergleich auf 2,0% nach zuvor 0,2%. Die Unterschiede zu den USA und UK sind erheblich und undiskontiert…

Die Beschäftigung der Eurozone nahm per 1. Quartal 2016 im Quartalsvergleich um 0,3% zu. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 1,4% nach zuvor 1,2%. Nachfolgender Chart belegt die positive Tendenz des europäischen Arbeitsmarkts.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1080 - 1.1110 neutralisiert den positiven Bias.

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